Nachdem jeder Mensch beim Betrachten eines Bildes wahrscheinlich das Selbe sieht, aber etwas Anderes empfindet, würde ich nie vom Betrachter meiner Arbeiten verlangen, meine Empfindungen nachzuvollziehen, sondern im Gegenteil, seine eigenen gelten zu lassen.
Selbst ein so eindeutiges Zeichen wie das Kreuz, löst im Betrachter unterschiedlichste Reaktionen aus, die, wenn man sie zulässt, einem den Weg ins Bild öffnen.
Um Kunst besser zu spüren, braucht man kein fundiertes kunstgeschichtliches Wissen, man muss sich auch nicht in die Psyche des Malers versetzen, sondern sollte offen sein, die Kraft und die Ausstrahlung eines Kunstwerkes wahrzunehmen Kraft, Stärke und dabei Ausgeglichenheit, die den Arbeiten innewohnt, kann auf den Betrachter übergehen, sowie die während des Malprozesses investierte Energie.
Meine Bilder haben bewusst keinen Titel, sie sind Abstrakt und nicht Abstrahiert, daher muss man keine Parallelen in der Natur suchen. Das Bild entsteht in einem verbildlichten Dialog, und wird, für jeden eng verbunden mit seiner persönlichen Erfahrung und Empfindung wahrgenommen. Bei Kindern – viel direkter, weil sie, nicht so reich an Erfahrungen, alles unbefangen aufnehmen.
Die Malerei hat eine eigene Sprache, für die es keine allgemein gültige Form der Übersetzung gibt. Über Malerei ist trotzdem viel geschrieben worden, wahrscheinlich viel zu viel, aber vor allem sollte man sie anschauen.
Birgit Todt, 2003